Das Paper fasst die Ergebnisse der im Jahr 2017 erschienenen Studie „Understanding the Momentum Risk Premium“ in vereinfachter Form zusammen und gibt Einblicke in die zugrundeliegenden Zusammenhänge. Im Wesentlichen geht es um Time Series Momentum, aber auch Cross Sectional Momentum wird diskutiert.
Die beiden Momentum-Modelle werden wie folgt klassifiziert:
● Time Series Momentum ist ideal bei Werten, die eine möglichst geringe Korrelation zueinander aufweisen. Es wird dabei erwartet, im Idealfall gleichzeitig auf der Long- sowie auf der Short-Seite positive Renditen zu erzielen. Entsprechend ist Time Series Momentum eine Beta-lastige, alternative Risikoprämie und macht vor allem bei Anwendung auf mehrere Anlageklassen Sinn (zum Beispiel Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe).
● Cross Sectional Momentum ist ideal bei Werten, die eine möglichst hohe Korrelation zueinander aufweisen. Es wird dabei erwartet, im Idealfall eine positive Rendite aus der Differenz simultaner Long- und Short-Positionen zu erzielen. Entsprechend ist Cross Sectional Momentum (teilweise) Alpha-lastig und macht vor allem bei Anwendung auf ein Universum ähnlicher Titel Sinn (zum Beispiel Aktien aus der gleichen Region).
Der wohl wichtigste Punkt der Studie ist, dass Trendfolge-Ansätze in guten Börsenphasen keine nennenswerte Diversifikation bieten, da es sich im Wesentlichen um Beta-Strategien handelt. Das ist aber weniger schlimm, da man in guten Phasen nicht diversifiziert sein muss, was bei entsprechend negativen Korrelationen nur die Renditen beeinträchtigen würde. Diversifikation ist vor allem in turbulenten Phasen und Zeiten schlechter Wirtschaftslage wichtig. Eine solche Diversifikations-Asymmetrie kann durch den Einsatz von Trendfolge-Strategien erreicht werden, solange die zugrundeliegenden Märkte tatsächlich Trends aufweisen. Anders als beim Buy-and-Hold-Ansatz, bei dem die Assets eine positive Risikoprämie aufweisen müssen, können Trendfolge-Strategien deshalb auch auf Währungen und Rohstoffe angewandt werden, um dort auftretende Trendmuster zu nutzen. Gleichzeitig können auch Trendfolge-Strategien im Zuge eines erhöhten Long-Exposures von der Risikoprämie bei Aktien profitieren, was letztlich einem Hebel auf die traditionelle Risikoprämie darstellt. Dies hängt auch damit zusammen, dass Abwärtstrends mit deutlich höherer Volatilität einhergehen und daher in diesen Phasen aufgrund des Risikomanagements nur entsprechend kleinere Positionen gehalten werden. Die gute Performance vieler CTA-Strategien im Jahr 2008 basierte deshalb (erstaunlicherweise) nur zum Teil auf Short-Positionen in Aktien und überwiegend auf deutlich größeren Long-Positionen in Anleihen.
Aufgrund ihres Beta-Charakters zählen Trendfolge-Strategien als Baustein der Portfoliokonstruktion. Sie dienen also nicht wie oft vermutet der Suche nach echtem Alpha, sondern bieten vor allem diversifikativen Mehrwert. Das zeigt sich daran, dass Trendfolge-Strategien kurzfristig zwar ein hohes oder niedriges Beta aufweisen. Dies mittelt sich jedoch im Zeitablauf durch Trendänderungen heraus, sodass langfristig tatsächlich nur eine geringe Korrelation zu den traditionellen Anlageklassen besteht und damit der Anschein einer Alpha-Strategie resultiert.
Fazit
Trendfolge-Strategien bieten in schlechten Marktphasen Diversifikation, ohne die langfristige Performance des Portfolios zu behindern.
Quelle: Roncalli, T. (2017), Keep Up The Momentum, Amundi Asset Management