Wann droht eine Fondsschließung?

Es wird selten darüber gesprochen, aber passiert die ganze Zeit: Fonds verschwinden von der Bildfläche.

 

Fondsschließungen Zeitablauf Morningstar
Die Abbildung zeigt die Anzahl der Fondsschließungen (Balken, linke Achse) und das Verhältnis zwischen geschlossenen und neu aufgelegten Fonds (Linie, rechte Achse) in den USA von 2005 bis 2020. Im Jahr 2020 wurden mehr als 800 Fonds geschlossen. Auch während der Finanzkrise 2008 und 2009 war ein deutlicher Anstieg zu erkennen. Quelle: Morningstar (2021), Why Funds Die – A Closer Look at the Traits Associated with Funds that Shut Down

 

Die Studie „Why Funds Die“ von Morningstar untersucht gemeinsame Merkmale, die darauf hinweisen, dass Fonds geschlossen oder zusammengelegt werden. [1] Es gehen alle klassischen Investmentfonds und ETFs aus der Morningstar-Datenbank in den USA in die Analyse ein, die zwischen 2005 und 2020 aufgelegt wurden.

 

Schlechte Performance

Von den 3533 untersuchten Fondsschließungen zählen fast 1400 zu den nach Performance schwächsten 20 Prozent, aber nur rund 400 zu den besten 20 Prozent. Schon schlechte Renditen in den ersten 12 Monaten nach Auflage erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Schließung. Noch deutlicher ist der Zusammenhang mit der Performance aber später im Lebenszyklus.

 

Niedriges verwaltetes Vermögen

Die Wahrscheinlichkeit einer Schließung ist für kleine Fonds höher. Zwar gibt es keine feste Marke, die erreicht werden muss, um das Überleben zu sichern. Aber Fonds, die mehr als 140 Mio. US-Dollar verwalten, haben gute Karten. Rund 82 Prozent von ihnen, die 2005 oder später aufgelegt wurden, waren Ende 2020 noch präsent.

 

Hohe Gebühren

Überdurchschnittlich hohe Kosten sind ein weiterer Hinweis. Fonds, die zu den teuersten 20 Prozent zählen, wurden im Untersuchungszeitraum fast doppelt so häufig geschlossen wie jene aus dem günstigsten Quintil. Eine Ursache dafür war, dass Anleger zu Konkurrenzprodukten mit niedrigeren Gebühren wechselten.

 

Jüngeres Alter

Fonds neigen dazu, schnell zu scheitern, meist innerhalb weniger Jahre nach Auflage. Fast die Hälfte erreicht nicht den 5. Geburtstag. Im Durchschnitt waren Schließungen seit 2012 etwa 7 Jahre alt. Bei deutlich älteren Produkten sind Schließungen dagegen seltener. Da diese oft ein höheres verwaltetes Vermögen aufweisen, das die Gesellschaften halten möchten, werden sie meist mit anderen Fonds fusioniert.

 

Trial & Error Philosophie

Die Entscheidung, einen Fonds aufzulösen, kann auch mit der Philosophie der Anbieter zusammenhängen. Manche starten eine breite Palette von Strategien und schließen diejenigen, die nicht schnell genug erfolgreich werden bzw. nicht genug Geld einsammeln. Bei iShares wurden beispielsweise zwischen 2005 und 2020 über 100 Fonds geschlossen, insbesondere Nischenprodukte. Andere Anbieter wie Capital Group gehen bei der Auflage neuer Strategien fokussiert vor. Den Produkten wird dann auch mehr Spielraum gegeben, sich zu bewähren. So hat das Unternehmen von 2005 bis 2020 nur einen Fonds aufgelöst.

 

Zusammenfassung

Die Wahrscheinlichkeit einer Schließung ist vor allem dann erhöht, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Zum Beispiel, wenn ein junger Fonds mit hohen Kosten schlecht performt und ein geringes verwaltetes Vermögen aufweist. Die einzelnen Merkmale können sich dabei gegenseitig verstärken.

Aber auch externe Faktoren spielen eine Rolle. So hat zum Beispiel die Finanzkrise zu einer Welle von Fondsschließungen geführt. Auch der Erfolg günstiger Indexfonds hat es den relativ teureren aktiven Strategien erschwert, zu überleben. Doch die passiven Produkte zeigen ebenfalls Auflösungstendenzen. So haben die Anbieter von Smart-Beta-Fonds im Jahr 2020 rund 2,5-mal mehr Fonds geschlossen als eröffnet.

 

Fazit

Es gibt 5 Anzeichen einer Schließung: Schlechte Performance, niedriges verwaltetes Vermögen, hohe Gebühren, jüngeres Alter, Trial & Error Philosophie.

 

Quelle:

[1] Why Funds Die – A Closer Look at the Traits Associated with Funds that Shut Down, Morningstar Manager Research, September 2021

2 thoughts on “Wann droht eine Fondsschließung?”

  1. Interessanter Artikel! Es ist wirklich spannend, wie viele verschiedene Faktoren zur Schließung eines Fonds führen können – besonders die Kombination aus schlechter Performance und hohem Gebührenniveau scheint oft das Aus zu bedeuten. Auch die Strategie mancher Anbieter, mit vielen neuen Fonds zu experimentieren und dann die weniger erfolgreichen schnell zu schließen, war mir so nicht bewusst. Die Statistik über die hohe Schließungsrate von Nischenfonds bei iShares hat mich überrascht. Solche Einblicke sind super nützlich, um bei eigenen Investments auf die richtigen Faktoren zu achten!

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