Am 14. September fand der diesjährige FERI Hedgefonds Investmenttag statt. Es war bereits die zwölfte Auflage des Events. Zum ersten Mal wurde es aber diesmal in hybrider Form sowohl vor Ort in Bad Homburg als auch per Online-Übertragung veranstaltet. FERI hat sich einen Namen in der Branche gemacht, erfolgreiche Hedgefonds-Manager weltweit aufzuspüren und zu selektieren. Traditionell wurden deshalb eine Handvoll ausgewählte Manager eingeflogen, diesmal alle aus London.
Auswirkungen des Zinsanstiegs
Das Programm begann mit einer kurzen Begrüßung durch Carsten Hermann, Bereichsvorstand Investment Management bei FERI. Anschließend sprach Marcus Storr, Head of Alternative Investments bei FERI, über die zuletzt oft diskutierte Frage, ob die gestiegenen Zinsen den Hedgefonds insgesamt eher nutzen oder schaden. Wie zu erwarten war die Antwort differenziert. Während vor allem Long/Short- und Arbitrage-Strategien durch Zinserträge profitieren, die sie auf ungebundenes Kapital und Leerverkäufe erzielen, bedeuten höhere Zinsen für mit Fremdkapital gehebelte Ansätze naturgemäß höhere Finanzierungshürden. Damit hängt die Einschätzung also insbesondere von der betrachteten Strategiegruppe ab. Insgesamt dürften Hedgefonds einer Analyse von Goldman Sachs zufolge von dem sich dynamisch entwickelnden Makroumfeld profitieren. Eine Sache ist unabhängig davon aber in jedem Fall relevant, wie Storr betonte: Eine gute Selektion der Hedgefonds-Manager.
Digital Assets
Die erste Fondspräsentation hielt Gautam Sharma, CEO von BH Digital bei Brevan Howard, zu Investmentchancen in digitalen Assets. Seiner Einschätzung nach sind die größten Werttreiber von Blockchain-Technologien die Bereiche Transaktionen & Wertaufbewahrung, Neugestaltung von bestehenden Geschäftsmodellen und digitale Eigentumsnachweise. Nach wie vor entwickelt sich das gesamte Ökosystem durch die Vielzahl an beteiligten Entwicklern auf verschiedenen Ebenen von den Protokollen über Infrastruktur bis hin zu Anwendungsfällen ständig weiter, so Sharma. Für Investments schätzt er reine Venture-Strategien an Private Markets aber als zu riskant ein, während mit rein liquiden Ansätzen am Sekundärmarkt wiederum Opportunitäten verpasst werden könnten. Sein Team setzt deshalb auf einen Mix aus beidem, was zudem bessere Diversifikation ermöglicht. Angesichts der zunehmenden Adaption der Technologie, attraktiver Bewertungen und potenzieller Katalysatoren sei der Markt aktuell als besonders attraktiv einzuschätzen. Zugleich betont Sharma den hohen Stellenwert von Flexibilität in einem nach wie vor dynamischen Umfeld, das von Open-Source-Entwicklern geprägt wird. Das impliziert, dass auch die Gewinner von heute nicht davor geschützt sind, in ein paar Jahren von der Bildfläche verschwunden zu sein.
Merger Arbitrage
Im zweiten Vortrag sprach Felix Lo, Portfoliomanager bei Trium Capital, über Merger Arbitrage. Die dort erzielbaren Renditen setzen sich aus dem risikolosen Zins und einer marktabhängigen Renditeprämie zusammen. Der Zins resultiert daraus, dass traditionell Long-Positionen in den Aktien der zu übernehmenden und Short-Positionen in denen des übernehmenden Unternehmens aufgebaut werden, was in der Regel weitgehend marktneutral ist und das Anlagekapital damit für Zinsinvestments verfügbar hält. Die Renditeprämie kann aber je nach Risikowahrnehmung der Marktteilnehmer deutlich schwanken und sowohl niedriger als auch höher sein, als das Team um Lo es für gerechtfertigt hält. Hieraus ergeben sich im Zeitablauf weitere kurzfristige Chancen. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der Strategie sei dabei, dass man die geschriebenen Gesetze und ungeschriebenen Regeln der einzelnen Länder kennt, in denen die Transaktionen stattfinden. Das erfordert lokale Expertise, vor allem in Sachen Wettbewerbsrecht. Doch in der Praxis sind Dealbreaker selten. In normalen Marktphasen kommen 95 Prozent der Übernahmen zum Abschluss, vor allem bei Small Caps, auf die sich das Team um Lo fokussiert. In einem diversifizierten Portfolio ermöglicht das konsistente und zudem weitgehend marktunabhängige Renditen. Und dank eines Tail Risk Hedges auf Portfolioebene sollten die Drawdowns auch in Crash-Phasen gedeckelt sein.
Um 12 Uhr wurde das Programm für eine gemeinsame Mittagspause unterbrochen. Anschließend folgte ein kurzer Talk zum Thema Hedgefonds Solutions mit Dr. Willi Müller, Head of Portfolio Management bei Union Investment Luxembourg und moderiert von Uwe Lill, Geschäftsführer der Gesellschaft für Finanzkommunikation.
Emerging Markets
Als nächstes setzte Antoine Estier, Gründer und CIO von Amia Capital, mit seiner Präsentation zum Thema Emerging Markets fort. Zu Beginn sprach er über den aus seiner Sicht größten Kritikpunkt, dass Investoren in der Vergangenheit in der Breite nie wirklich das langfristige Commitment gezeigt haben, das es für eine dauerhafte Weiterentwicklung gebraucht hätte. Stattdessen kommt und geht das Kapital, wie es eben opportun erscheint. Aktuell sind wir in einer Phase, in der Emerging Markets in der Breite gemieden werden. Zu einem wesentlichen Teil speist sich das Misstrauen aus der nach wie vor ungeklärten China-Frage, die so mancher Anleger mit „nicht investierbar“ beantwortet. Auch insgesamt ist an den Emerging Markets noch nicht die Zeit gekommen, wieder breit auf Beta-Exposure zu setzen, so Estier. Stattdessen sind er und sein Team derzeit auf der Jagd nach Alpha in einzelnen Ländern und Segmenten, in denen besondere Opportunitäten bestehen. Entscheidend dafür sei es, in jedem Bereich echte Spezialisten zu haben, auf die man zurückgreifen kann. Zudem betont er den Vorteil, dass der Hedgefonds mit knapp über einer Milliarde an Assets under Management nicht zu groß ist. In der Vergangenheit hatte Estier mit einem „zu großen Fonds“ im Bereich von 5 Mrd. an Assets schlechte Erfahrungen gemacht.
Handel mit Emissionsrechten
Den letzten Vortrag hielt Michael Azlen, Gründer und CEO von Carbon Cap Managament, über Emissionsrechte als Anlageklasse. Im Jahr 2022 hatten er und zwei Co-Autoren dazu ein Paper im Journal of Alternative Investments veröffentlicht. Azlen sieht Emissionsrechte als clevere, funktionierende Marktlösung, damit Emissionen als Kostenfaktor in den Entscheidungen der betroffenen Unternehmen berücksichtigt, also internalisiert werden. Da die Terminkurve in der Regel ein starkes Contango aufweist, können Emissionsrechte physisch gehalten und per Future geshortet werden, um eine Prämie zu erzielen. Der Fonds setzt eine Buy-and-Hold-Kernstrategie sowie Alpha-Komponenten durch Arbitrage und Relative-Value-Ansätze ein, um im Ergebnis eine positive absolute Rendite auf 12-Monats-Sicht abzuliefern. 20 Prozent der Performance Fee werden verwendet, Emissionsrechte aufzukaufen und dem Markt zu entziehen, also letztlich zu vernichten, um so auch einen eigenen, positiven Impact zu erzielen.