Anlagethemen gibt es heute wie Sand am Meer. Angefangen bei Wasserstoff über KI bis hin zu Cannabis, alles ist möglich und inzwischen auch über eigens aufgelegte ETFs im Handumdrehen investierbar. Doch was auf den ersten Blick wie ein spannender Baukasten zum Erzielen von Überrenditen aussieht, stellt sich in den meisten Fällen als Enttäuschung heraus.
Hohe Gebühren
Themen-ETFs haben vor allem eines gemeinsam: Sie sind (viel) zu teuer. Gleichzeitig herrscht aufgrund der Vielfalt an Themen bislang weniger Konkurrenz als bei breiten Indizes. Die Nischen sind für ETF-Anbieter interessant, da sich dort attraktive Margen erzielen lassen.
Aus der Studie „Competition for Attention in the ETF Space“ geht hervor, dass Sektor-, Branchen- und Themenprodukte zum Ende des Jahres 2019 rund 18 Prozent des in ETFs investierten Vermögens ausmachten, aber rund 35 Prozent der Gebühren generierten. [1] Dem „Leitfaden für Themenfonds“ von Morningstar zufolge stieg dabei das global in Themen-ETFs investierte Vermögen von rund 120 Mrd. US-Dollar im Jahr 2016 auf rund 620 Mrd. US-Dollar im 2. Quartal 2022. [2]
Hohe Bewertungen
Auch bei Anlegern stehen Themen-ETFs hoch im Kurs. Schließlich stellen sie mehr oder weniger diversifizierte Portfolios innerhalb der gewählten Nischen dar. Im Vergleich zu den jeweiligen Einzelaktien sind sie damit weniger riskant. Doch das allein muss kein Vorteil sein, schreibt Nicolas Rabener in „An Anatomy of Thematic Investing“. [3] Demnach sind Anleger meist selbst das Problem: Sie springen erst dann auf, wenn die Kurse und Bewertungen schon lange steigen und die bisherigen Renditen entsprechend beeindruckend aussehen. Oft gibt es dann auch positive, bestätigende Beiträge in den Medien, sodass Dollarzeichen in den Augen leuchten.
Das Problem ist nur, dass die Performance-Jagd aus diesem Grund auf hohem Niveau beginnt. Außerdem brechen viele Themen im Lauf der Zeit wieder in sich zusammen. Denn entweder entwickeln sich die fundamentalen Daten nicht wie erwartet oder die Bewertungen wurden infolge der Euphorie viel zu hoch getrieben. Anlagethemen, die niedrig bewertet sind und entsprechend höhere Renditen erwarten lassen, werden dagegen kaum wahrgenommen.
Das Timing-Problem
Auch der Zeitpunkt der Produktauflage ist oft ein Problem, so die Autoren der Studie. Wenn die ETFs auf den Markt kommen, haben die Aktien, in die sie investieren, ihr Bewertungshoch meist schon erreicht. Deshalb schneiden viele von ihnen nach Auflage unterdurchschnittlich ab. Den Forschern zufolge fallen spezialisierte ETFs in den ersten 5 Jahren im Mittel risikobereinigt um rund 30 Prozent. Privatanleger, die darin investieren, erkennen das Muster häufig erst, wenn es zu spät ist.
Man kann also sagen, dass Themen-ETFs nicht zufällig aufgelegt werden, sondern als Reaktion auf eine gute Marktstimmung. Diese lässt erwarten, dass der ETF hohen Absatz findet, was gut für die Anbieter ist. Doch zugleich ist die gute Stimmung eine Warnung vor hohen Bewertungen. Überspitzt kann man sagen: Je besser das Sentiment, desto schlechter die künftige Performance. Der Effekt wird durch die Gewichtung nach Marktkapitalisierung noch verstärkt. Kurzfristig kann die ETF-Auflage die Bewertungen zusätzlich befeuern, da es weiteren Anlegern leicht gemacht wird, auf den Trend aufspringen.
Später, wenn das Anlagethema enttäuscht, spricht dagegen kaum noch jemand darüber. Nicht selten müssen Fonds dann geschlossen werden. In den letzten 10 Jahren betraf das laut Nicolas Rabener etwa jeden dritten Themenfonds weltweit. Etwa zwei Drittel davon hatten es nicht geschafft, eine Größe von 50 Mio. Dollar zu erreichen.
Fazit
Die Neuauflage von Themen-ETFs ist ein guter Kontraindikator.
Hinweis: Eine frühere Version dieses Artikels erschien in Smart Investor.
Quellen:
[1] Ben-David, I. / Franzoni, F. / Kim, B. / Moussawi, R. (2022), Competition for Attention in the ETF Space, Fisher College of Business Working Paper No. 2021-03-001
[2] Morningstar (2022), Leitfaden für Themenfonds
[3] Rabener, N. (2022), An Anatomy of Thematic Investing, Finominal