In der Studie „My Kingdom for a Horse (or a Classic Car)“ von Dries Laurs und Luc Renneboog wird ein umfangreicher Datensatz mit insgesamt 29.000 weltweiten Oldtimer-Auktionen von 1998 bis 2017 untersucht. Insgesamt erzielten Oldtimer in diesem Zeitraum vor Transaktionskosten eine jährliche Rendite von 5,63% bzw. inflationsbereinigt anhand des US Consumer Price Index von 3,37%.
In den Untersuchungen werden Oldtimer zunächst allgemein als mindestens 25-jährige Automobile definiert und anschließend in verschiedene Subkategorien unterteilt. Die höchsten Renditen von mehr als 10% pro Jahr erzielten dabei die marktführenden Blue Chips, italienische Klassiker und speziell die Marke Ferrari, wobei dies auch mit höheren Schwankungen in der Wertentwicklung einherging. Die Kategorie Affordable Classics erzielte moderate Jahresrenditen von rund 6% pro Jahr, während Vorkriegsklassiker (1930-1946) und amerikanische Klassiker die niedrigsten Wertsteigerungen aufweisen.
Aufgrund der langfristig geringen Korrelation zum Aktienmarkt sowie der negativen Korrelation zu Anleihen und Gold eignen sich Oldtimer-Investments als Beimischung zur Diversifikation im Portfolio. Die Forscher argumentieren, dass Investoren neben der finanziellen Rendite weiteren Nutzen aus ihrem Investment erzielen. Dies sind insbesondere eine emotionale Dividende für den Besitz von ästhetischen Sammlerstücken sowie der Signaleffekt für den eigenen Wohlstand und sozialen Status. Schätzungen einer von den Autoren zitierten Studie aus dem Jahr 2014 zufolge liegt der weltweite Gesamtwert aller Oldtimer bei rund 120 Milliarden US-Dollar.
Zur Untersuchung der Renditen nutzen die Forscher ein Regressionsmodell mit den wichtigsten Einzelcharakteristika der Oldtimer, mit denen sich rund 70% der Preisentwicklung erklären lassen. Dazu zählen unter anderem das Produktionsjahr, in dem das Automobil gebaut wurde, die Reputation und Qualität der Marke sowie die genaue Klassifizierung des Chassis-Typs (22 Varianten von Pickup bis Convertible). Entscheidend ist zudem die Seltenheit in Bezug auf die Anzahl hergestellter Stücke der entsprechenden Marke bzw. des Modells und der Zustand nach Einschätzung von Experten, wobei in der Studie nicht fahrbereite Modelle ausgeschlossen werden, da diese oft nur für Ersatzteile dienen. Ebenfalls Berücksichtigung finden technische Details wie der Motortyp, links- oder rechtsseitiges Lenkrad oder die Art der Schaltung.
Die Forscher berechnen anschließend die Renditen für drei Untergruppen von Oldtimern:
● Blue Chip Classics, die am höchsten bewerteten Oldtimer nach Definition der Hagerty Insurance Group
● CCCA Approved Classics, Oldtimer nach Definition des Classic Car Club of America mit Produktion zwischen 1915 und 1948
● Affordable Classics, günstige Oldtimer nach Definition der Hagerty Insurance Group
Die Ergebnisse zeigen, dass die Blue Chips die höchsten Renditen erzielten. Die Autoren vergleichen dies mit dem Meisterwerk-Effekt, der sich auch in anderen Sachanlagen mit emotionalem Wertfaktor wie etwa bei Kunstwerken findet. Allerdings ist zu beachten, dass die in der Studie gezeigten Renditen keine Kosten beinhalten, die durchaus beträchtlich sind und nur bei langen Haltedauern positive Renditen ermöglichen. Dazu zählen Auktions- und Verwahrungskosten sowie Kosten für Instandhaltung, Restauration und Versicherungen. Die Autoren schätzen, dass realistische Renditen deshalb um 25 bis 50% niedriger liegen.
Fazit
Die am höchsten bewerteten Oldtimer sowie speziell italienische Modelle erzielten in den letzten 20 Jahren die höchsten Renditen.
Quelle: Laurs, D. / Renneboog, L. (2018), My Kingdom for a Horse (or a Classic Car), Discussion Paper No. 2018-037, Tilburg University