Schon seit jeher versuchen Analysten, die Entwicklung des Aktienmarktes zu prognostizieren. Dabei stellt sich allerdings die Frage, welche Instrumente für diesen Zweck statistisch betrachtet überhaupt aussagekräftig sind. Die Studie „Forecasting US Stock Returns“ geht dem auf den Grund, indem für den Zeitraum von 1960 bis 2017 insgesamt 18 Variablen sowie deren Kombinationen mit verschiedenen Methoden umfangreich auf ihre Prognosekraft für die Quartalsrenditen am US-Aktienmarkt untersucht werden. Zu den analysierten Variablen zählen sowohl wirtschaftliche Größen wie Finanzkennzahlen und Makro-Variablen als auch marktbezogene Variablen wie Vertrauensumfragewerte und das jüngste Marktverhalten.
Die zentrale Erkenntnis der Forscher ist, dass im Gesamtzeitraum vor allem die Zinsstrukturkurve (Differenz zwischen 10-Jahres-Treasuries und 3-Monats-Bills), aber auch der Einkaufsmanagerindex (PMI) eine konsistent gute Prognosegüte in Bezug auf die erzielbaren Sharpe Ratios besitzen. Die Aussagekraft anderer Variablen ist dagegen, wenn überhaupt, auf Subzeiträume beschränkt. Die Forscher weisen zudem darauf hin, dass die Prognosekraft vieler Indikatoren in der wissenschaftlichen Literatur fragwürdig ist, da die Aussagen beispielsweise vom vorherrschenden Marktregime abhängen oder grundsätzlich im Zeitablauf in ihrer Prognosegüte schwanken. So zeigt sich zum Beispiel, dass gewisse Indikatoren in wirtschaftlichen Abschwüngen und Bärenmärkten besser funktionieren, aber bezogen auf den Gesamtzeitraum keinen Vorteil bringen.
Der Prognoseerfolg der Zinsstruktur sowie des Einkaufsmanagerindex unterstreicht die Einschätzung, dass Aktienrenditen von den Erwartungen über die künftige wirtschaftliche Entwicklung bestimmt werden. Beide Größen weisen einen klaren Bezug dazu auf. So beinhaltet die Zinsstruktur die Erwartungen der Marktteilnehmer über Wachstum und Produktivität und damit Inflation und Zinssätze, während der Einkaufsmanagerindex die Erwartungen von Unternehmen über die wirtschaftliche Entwicklung und damit verbundene, mögliche Angebotsausweitungen beinhaltet.
Fazit
Die Zinsstruktur ist der beste und der Einkaufsmanagerindex der zweitbeste Indikator zur Prognose des Aktienmarktes.
Quelle: McMillan, D. G. (2018), Forecasting US Stock Returns, University of Stirling
Stan Druckenmiller hat im Interview im Dezember betont, dass die einzigen „Ökonomen“ deren Prognosen er beachtet „Marktstrukturdaten“ und „Zinsstruktur“ seien.
Danke für den Hinweis!
Ein hilfreicher Artikel! Wenn Du jetzt noch ein wenig „Starthilfe“ für die Anwendung in der Praxis gibst, indem Du bei der Interpretation der beiden Indikatoren unterstützt, wäre es perfekt.
Die klassische Interpretation ist, dass steile Zinsstrukturen und steigende Einkaufsmanagerindizes positiv zu bewerten sind. Über die Details kann man sich natürlich wie immer streiten.